Furioses Konzert im Bürgerhaus, Saarbrücker Zeitung
Dudweiler. Herausragende Künstler treten zum 20. Geburstag der Musikschule Chun in Dudweiler auf und begeistern Publikum. red
Zum 20. Geburtstag der Musikschule Chun und dem zehnjährigen Bestehen des Vereins „HA Multikulturelles Orchester“ – sozusagen der Förderverein – präsentierten die Veranstalter im Bürgerhaus ein Gala- und Benefizkonzert. Bereits zu Beginn wurde deutlich, wie gut die Musikschule den Nachwuchs ausbildet. Elisa Schäfer, Schülerin am Albertus-Magnus-Gymnasium in St. Ingbert, ließ zu Chopins „Fantaisie-Impromptu in cis-Moll, Op. post. 66“ die Finger über die Tasten des Flügels gleiten. So sehr, dass die Applikationen an ihren Ärmeln wild flatternd ihren eigenen Takt begleiteten. „An Chopin ist schon so mancher verzweifelt – sie nicht“, lobte Jonas Degen, der den Abend im sehr gut besuchten Bürgerhaus moderierte und ab und zu auch mal als Technik-Helfer fungierte.
Rahel Naémi Missal an der Violine und Teresa Bubel am Flügel gaben Stücke von Maria Theresia von Paradis und Grażyna Bacewicz zum Besten. Während Teresa mit sieben Jahren Klavierunterricht nahm, spielt Rahel seit ihrem sechsten Lebensjahr Geige. Diese Professionalität ist spürbar, und so geben die beiden ein dynamisches Duo ab. Anna Florence Cho spielte im Anschluss den „Liebestraum“ von Franz Liszt. Das machte sie überragend – sie, siegte bereits bei „Jugend musiziert“ auf Landesebene, belegte einen dritten Platz beim Bundeswettbewerb und erhielt einen Sonderpreis für Kammermusik von der „Inner Wheel Saar“. Anna Cho und Elisa Schäfer interpretierten zudem gemeinsam eine Komposition von Erwin Schulhoff.
Die Vielseitigkeit der Musikschule durften die aus Georgien stammende Sängerin Tamara Merschwelischwili und ihr Vater Grigori am Flügel repräsentieren. Ganz ausgebildete Operndame, sang sie tonsicher Arien aus Händels „Rinaldo“ und Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. Zudem hatte sie ihr Antrittskonzert an der Violine – sie ist nämlich die neue Geigenlehrerin an der Musikschule. Als kleines Kontrastprogramm und zur Unterstützung des Benefiz-Gedankens spielte das Schalmeien-Orchester Dudweiler, und Rainer Rodin unterhielt in der Tradition der Liedermacher.
Höhepunkte waren sicher die Auftritte von Anny Hwang und ihrer Mutter Christin Chun – der Chefin der nach ihr benannten Musikschule. Die Ausnahmepianistin Hwang spielte Ravels „Jeaux d’eau“ und „Toccata op.54“ von Jenő Takács. Das machte sie brillant – sie ließ ihre Finger die Klaviatur rauf und runter springen, während ihre Haare umherflogen. „Sie spielte früher schon eine Million Mal besser Klavier als ich“, sagte Jonas Degen anerkennend, der selbst Schüler an der Musikschule war. Chun und Nadiya Makova, eine der Klavierlehrerinnen, ließen es vierhändig mit „Walzer op. 39 No. 15“ von Brahms ruhig angehen und gingen dann nahtlos über in den bekannten und mitreißenden „Ungarischen Tanz No. 5“. Ein wahres „Finale furioso“ lieferten am Ende alle Akteure gemeinsam ab. Unterstützt von Tenor Vincenzo Di Rosa, Sopranistin Eun-Ae Kim und Nachwuchs-Sänger und Lokalmatador Joel Haram Park – er ist Schüler der Albert-Schweitzer-Schule – intonierten sie das Trinklied aus Verdis „La Traviata“.
„Ich bin heute Abend sehr glücklich“, sagte Christin Chun nach dem gelungenen Konzertabend. Sie habe nicht damit gerechnet, dass so viele Besucher kommen würden. Sie habe zufrieden gesehen, wie sehr die Leute mitgegangen seien. „Ich finde, es ist schon ein Gewinn für Dudweiler“, sagte sie zu dem geballten Talent, dass auf der Bühne stand. Ihre Tochter Anny Hwang fügte hinzu: „Das ist, wie wenn man auf Schatzsuche geht – da findet man so schöne Sachen.“